- Startseite
   
 

 

 

Rassenlehre :

1. Theorie der Rassenlehre - Zeittafel
2. Rassenlehre im Nationalsozialismus
3. Umsetzung der Euthanasie im Nationalsozialismus












Theorie zur Rassenlehre - Zeittafel

 
1853-55

Der Franzose Joseph Arthur Graf von Gobineau
(1816-1882) entwickelt in seinem vierbändigen Werk
(deutsche Übersetzung 1898-1901 erschienen)seinen
„Versuch über die Ungleichheit der Menschenrasse“.
Im Mittelpunkt steht die „Arische Rasse“, als körper-
lich und geistig- seelisch überlegene und somit kulturfähige Rasse.

1859

Charles Darwin (1809-1882) entwickelt die Selektionstheorie für den Bereich der Tiere „Die Entstehung der Arten durch natürlich Zuchtauswahl oder Die Erhaltung der begünstigten Rasse im Kampf ums Dasein“; Sein Vetter Francis Galton bestimmt daraus die „Eugenik“ (=Rassenhygiene), die die Entwicklung gesunder Erbanlagen zur genetischen Verbesserung der eigenen Rasse zum Ziel hat.

  1869  

Ernst Haeckel (1834-1919) wendet die Darwinsche Selektionstheorie auf Menschen an und definiert dies als „Sozialdarwinismus“, diese Gedanken veröffentlicht er 1868 in „Natürliche Schöpfungsgeschichte“

  1899

In der Weiterentwicklung, der Ideen Gobineaus
formulierte Houston Stewart Chamberlain
(1855-1927) in seinem Werk „Die Grundlagen
des 19. Jahrhunderts“,
dass anstelle der natürlichen Mischung der Rassen die gezielte Züchtung der ger
manischen Rasse treten sollte. Gleichzeitig
sollte ein Führungsrolle im „Kampf auf
Leben und Tod“ mit dem rassisch
minderwertigen Juden einnehmen.
 

  1920

Karl Binding und Alfred Erich Hoche (1865-1943)
verfassen die Schrift „Die Freigabe
der Vernichtung lebensunwerten Lebens.
Ihr Maß und ihre Form“, in der sie die
Euthanasie für Kranke und Behinderte forderten,
die für minderwertig befunden worden waren.
 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Rassenlehre im Nationalsozialismus

 

 
Die Rassentheorie, die im Nationalsozialismus als Grundlage für Euthanasie vorhanden war, findet ihre Begründung bereits in der 1859 veröffentlichten Arbeit „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rasse im Kampf“ des englischen Naturforschers Charles Darwin. Er stellte die Theorie auf, dass in der Tierwelt jeweils die stärkste Tierart überlebe und die Schwächere unterliegen müsse. Diese im Tierreich zutreffende Theorie wurde später in unzulässiger Gleichsetzung auf die Gesellschaft der Menschen übertragen und als „Sozialdarwinismus“ bezeichnet, aus dem sich um die Jahrhundertwende rassenhygienische Überlegungen ergaben.

 

Im Rahmen dieser Überlegungen wurde die „Eugenik“ (=Rassenhygiene) entwickelt, die die Entwicklung gesunder Erbanlagen zur genetischen Verbesserung der eigenen Rasse zum Ziel hatte. Um dieses Ziel zu erreichen, gab es zwei unterschiedliche Arten von Eugenik:

-         positive Eugenik, d.h. Geburtenförderung von „Erbgesunden“ und „Tüchtigen“

-         negative Eugenik, d.h. Geburtenverringerung bei so genannten „Erbkrankheiten“



Im Jahre 1920 verfassten der Freiburger Psychiater Alfred Erich Hoche und der pensionierte Jurist Karl Binding die Schrift „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form“, in der sie die Euthanasie für Kranke und Behinderte forderten, die für minderwertig befunden worden waren. Hoche wurde jedoch später zum Gegner der Euthanasie, da ein Mitglied seiner engeren Verwandtschaft ihr zum Opfer fiel. In ihrem Werk hatten Hoche und Binding aufgegriffen, dass es in Deutschland besonders zur Zeit der Weimarer Republik zur Forderung nach einer solchen Selektion gekommen war, um den Stärkeren die Existenz zu ermöglichen. Der Regierung, die diese Selektionen durchführen sollte, wurde damals vorgeworfen, dass eine derartige Selektion durch Vorsorge und soziale Gesetzgebungen verhindert würde. 

 

Zudem wurde beklagt, dass die tüchtigen und starken Menschen ihr Leben im Ersten Weltkrieg geopfert hätten, während es den Schwachen in Heil- und Pflegeanstalten an nichts gefehlt habe. Aus diesen Gedanken entwickelte sich die Forderung, dass man die Fortpflanzung angeblich „minderwertiger“ Menschen verhindern müsse, um die Gesunden zu schützen.


 

Diese Überlegungen nahm Adolf Hitler unter anderem in seinem Buch „Mein Kampf“ auf. Er deutete das Leben als unendlichen Kampf, bei dem letztendlich der Stärkere, laut Hitler der „arische Herrenmensch“, siegen müsse und alle schwachen und kränkelnden Menschen unterliegen würden. Um entscheiden zu können, welche Rasse gut oder schlecht war, wurden Kriterien wie Schädelform, Haar- und Augenfarbe in Kategorien eingeteilt, die in zahlreichen Rassekundebüchern zu finden waren.



Das Studium solcher Bücher wurde nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialosten 1933 zur Grundlage in allen Schulen gemacht, um zu erreichen, dass die „arische Rasse“ als gut angesehen wird. Außerdem sollte man zu der allgemeinen Überzeugung kommen, dass der deutsche „Volkskörper“ einen größeren Lebensraum benötige und deshalb alle unterlegenen Menschen wie die der „jüdischen Rasse“ oder als „lebensunwert“ befundene Menschen vernichtet werden müssen. In die Kategorie „lebensunwert“ fielen „Asoziale“, psychisch Kranke, Behinderte und sogenannte „Gemeinschaftsunfähige“, an  Syphilis erkrankte Erwachsene und sogar Kinder, deren Vorfahren nicht als völlig rein, d.h. „arisch“ bezeichnet wurden. 

Zu dem Begriff „Asoziale“ gehörten dabei: Ausländer, Angehörige von Personen, die sterilisiert wurden, Vorbestrafte, Rauschgiftsüchtige, Prostituierte, Landstreicher, „Unwirtschaftliche“, „Arbeitsscheue“, Sonderlinge, „Nichtsnutze aller Art“, Verkehrssünder und „Raufbolde“, Menschen mit „getarntem Schwachsinn“ (gemeint sind Menschen, die nicht ohne finanzielle Unterstützung des Staates leben können), Menschen mit „moralischem Schwachsinn“ (gemeint sind vor allem unangepasste Frauen).

 Als Folge der Unterteilung zwischen lebenswerten und lebensunwerten Menschen kam es nicht nur zur Einrichtung so genannter Tötungseinrichtugen, in denen unzählige Menschen auf grausamste Weise ermordet, d.h. „euthanasiert  wurden, sondern auch zur Einrichtung von „Zuchtstationen“. Dort wurden Männer und Frauen nach genauester genetischer Untersuchung, zusammengebracht, um „arische Kinder“ zu zeugen. Auf diese Weise wurden in Deutschland bis Kriegsende ca. 8000 und im besetzen Norwegen sogar ca. 12000 Kinder „gezüchtet“.
 

 

Umsetzung der Euthanasie im Nationalsozialismus

     

14.7.1933

„Gesetz zur Verhinderung erkrankten Nachwuchses“ (GVN) wird verabschiedet, bis Mai 1945 finden ca. 400000 Zwangssterilisationen an Männern und Frauen statt, dabei sterben ca. 5000 Menschen, davon sind 90% Frauen; Propaganda gegen die „Schwachen“

1.9.1939

Hitler beauftragt V. Bouhler  (Reichsleiter,  Chef der K.d.F. – Kanzlei des Führers) und Dr. K. Brandt (Begleitarzt Hitlers) mit der Durchführung der Euthanasie ("Gnadentoderlass") ;
September: Massentötungen in polnischen Anstalten, ca. 3700 Patienten

 

1940

April: „Aktion T4“ – Beginn der Tötungen in Deutschland, zur Tarnung werden die Anstalten Ursprungs-, Durchgangs- und Vollzugsanstalten   genannt

1941

April: Start der Aktion 14f13: Dabei werden psychisch Kranke und andere Häftlinge in KZs ausgesondert und mit Giftgas ermordet. Der Name leitet sich aus dem Aktenzeichen der Tötungsaktion her: 14 steht für Todesfälle im KZ und 13 für die Todesart -Vergasung  

24.8.41: „offizieller“ Euthanasie-Stopp als Reaktion auf die öffentlichen Proteste insbesondere von Geistlichen, z.B.  Bischof Gahlen (Münster); bis dahin wurden 70272 Todesopfer registriert

1942

ab August: es finden wieder Massentötungen ohne offiziellen Erlass (auch als „wilde Euthanasie“ bezeichnet) vorrangig durch Medikamente und „Hungerkuren“ statt