Wie wird man Täter?
Jeder Jugendliche befindet sich wohl mindestens einmal in
der Situation, dass er wissen will, wo er herkommt. Spätestens
nach der Konfrontation mit dem Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht,
möchte er alles über seine Familiengeschichte erfahren.
Bei mir war es genauso. Nicht vorstellbar, wenn in meiner
Familie ein Nazi gewesen wäre. Und wenn doch? Ich wollte
mich selbst absichern und forschte nach. Zuerst befragte ich
vorsichtig meine Eltern. Später dann auch meine Großeltern.
Glück gehabt. Mein Uropa war sogar sozialdemokratischer
Ansichten. Er war kein Widerstandskämpfer, aber immerhin.
Ein Gefühl der Erleichterung stellte sich bei mir ein...
Aber wieso wurden manche Nazis und andere nicht? Nach einem
Gespräch mit meinem Opa wollte sich noch keine Klarheit
einstellen. Fühlt man sich besser, wenn man andere erniedrigt?
Wird durch die Verachtung anderer das eigene Selbstbewusstsein
gestärkt?
Oder waren einige Täter einfach nur neidisch auf ihre
jüdischen Mitbürger?
Treibt die eigene Notlage Menschen zu Greueltaten?
Oder liegt es an der Erziehung des absoluten Gehorsams, der
Abschaltung des eigenen Gewissens und des blinden Befolgens
von Befehlen?
Auf diese Fragen Antwort zu geben ist für uns fast 60
Jahre später fast unmöglich...
von Katrin Wilhelm
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