Denkt@g
Home
Definitionen
Filmtipps
Literaturtipps
Über uns
Sitemap
Quellen
Kontakt / Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

Vergangenheit Gegenwart Zukunft
Der zweite Weltkrieg war die größte Katastrophe in der Geschichte der Menschheit +++ KRIEG-nichts als unermessliches Leid +++ 60 Mio. Tote +++ 13 Mio. Tote durch NS-Verbrechen +++ 6 Mio. ermordete Juden +++

KZ Spaichingen

Es ist für mich schwer vorstellbar: In der Kleinstadt Spaichingen bei Tuttlingen existierte von September 1944 bis April 1945 ein Konzentrationslager, das zum KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) gehörte. Es war eines von 77 Lagern in Baden-Württemberg und wurde als das schlimmste Lager im ganzen Gebiet bezeichnet. Die Gefangenen, meist politische Deportierte aus ganz Europa, mussten überwiegend in den Metallwerken Spaichingen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Die Gefangenen waren sehr schlecht gekleidet und unterernährt (Lumpen und Papier dienten im Winter als Schuhwerk).

Die "Jammerzüge", die täglich von den Baracken zu den Metallwerken marschierten, fanden bei der Bevölkerung Mitleid: manche legten Essenspäckchen an den Straßenrand. Dies wurde jedoch von der SS geahndet und am 11.10.1944 ging folgender Brief beim damaligen Bürgermeister ein:
" In letzter Zeit wurde festgestellt, dass aus dem Restaurant zum Kreuz, letztmals am 11.10., den Häftlingen Brot zugesteckt wurde. Es wäre angebracht, den Besitzer darauf hinzuweisen, dass es der deutschen Bevölkerung ausgehändigt werden soll und ein menschliches Rühren hier fehl am Platze sei. Es gibt genug deutsche arbeitende Bevölkerung, die für jedes Stück Brotzuwendung dankbar sind. Bei Wiederholung müsste gegen den Besitzer Anzeige erfolgen. Gez. Stuscha, SS Wachmannschafts- Führer."
Einige Tage darauf bekam der Besitzer einen Brief des Bürgermeisters:
"Abgabe von Lebensmitteln an Häftlinge ist strengstens verboten. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie bei Wiederholung Gefahr laufen, in die gleiche Uniform gesteckt zu werden wie die Häftlinge."

In Spaichingen fanden schließlich 160 Menschen den Tod. Diese Toten wurden alle beurkundet und die Todesursache angegeben. In allen Fällen waren es Herzschwäche, Herzlähmung, Kreislaufschwäche, Herzschlag, Körperschwäche, Tuberkulose, Sepsis oder Lungenentzündung. Nur zwei Fälle weichen von diesen Krankheitsbildern ab, "Auf der Flucht erschossen." und "Selbstmord durch erhängen."
Die Leichen wurden, laut Zeugenaussagen, vier Tage lang hinter einer Baracke aufgeschichtet, bis sie dann nackt in Kisten gepackt und ins Krematorium nach Tuttlingen gebracht wurden.

Heute kann man direkt neben der Bahnlinie Stuttgart-Singen das KZ-Ehrenmahl finden, das zum Gedenken an die Opfer des KZ Spaichingen errichtet wurde. Dieses Denkmal soll allen zur Mahnung dienen. Auf einer Tafel davor findet man die Aufschrift "Den Opfern der Gewalt" auf weiteren vier Tafeln findet man die Namen von 30 Opfern, die dort in einem Massengrab begraben wurden. Namen von Tätern sind nicht verzeichnet.

von Sabrina Krüger

Quellen:
Stadtchronik Spaichingen




zurück