Nazis auf der Überholspur
Die Neonazi-Landplage
Nazis erobern den Landtag
Bei diesen drei Überschriften handelt es sich nicht etwa
um Schlagworte aus der Nazizeit. Sie begegneten uns erst vor
ein paar Wochen in der Zeitung, als die rechtsradikale Partei
NPD bei der Landtagswahl in Sachsen 9,2% der Stimmen erzielte.
Wenn man bedenkt, dass die NPD bei der letzten Landtagswahl
nur 1% der Stimmen auf sich vereinigen konnte, ist 9,2% eine
erschreckend hohe Zahl, die die Frage aufwirft, ob einige
Leute aus der Geschichte nichts gelernt haben.
Woran könnte dieser Umschwung liegen? Liegt er etwa an
der Unzufriedenheit mit den Volksparteien und deren Reformen
oder an der hohen Arbeitslosigkeit? Wählen viele Leute
rechtsradikale Parteien, da sie durch die wirtschaftliche
Situation verunsichert sind? Letzteres war auch ein Grund
dafür, dass die NSDAP während der Weltwirtschaftskrise
einen starken Stimmenzuwachs zu verzeichnen hatte. Dies führte
dann schließlich bis zur umfassenden Machtergreifung
und zum letztlich zum Krieg. Haben wir aus dieser schrecklichen
Zeit nichts gelernt? Wer kann heutzutage mit gutem Gewissen
noch rechtsradikale Parteien wählen? Sind es die älteren
Leute, die schon in den 40er Jahren von der Ideologie der
Nazis überzeugt waren? Oder sind es nur Skinheads, die
allein schon vom Äußeren den Anschein eines Rechtsradikalen
erwecken?
Wie man den Statistiken entnehmen kann, wählte bei der
Landtagswahl in Sachsen jeder fünfte Mann unter 30 Jahren
die NPD. Die Statistiken zeigen außerdem, dass der "typische"
NPD-Wähler jung, männlich und arbeitslos ist, auf
dem Land lebt und ein niedriges Bildungsniveau hat. Frauen
machen gerade mal 10% der Wählerschaft aus. Die Partei
an sich besteht jedoch hauptsächlich aus einem breiten
Kreis von mittelständischen Berufsgruppen. Ihr Parteiprogramm
steht für eine starke Betonung des nationalen Gedankens
in der Wirtschafts-, Erziehungs-, Verteidigungs- und Außenpolitik,
sowie für Fremdenfeindlichkeit, Antiliberalismus und
Aggressivität gegenüber der bestehenden demokratischen
Gesellschaftsordnungen. Die Partei lehnt eine Integration
Deutschlands in Europa vollständig ab, wie auch den Euro.
Stattdessen fordern sie, dass Deutschlands "alte Grenzen"
wieder hergestellt werden. Zusätzlich wünschen sie
einen politisch und wirtschaftlich, vom Ausland unabhängigen,
Staat, der die deutsche Tradition, die Einheit und Geschlossenheit
verspricht, die den Wählern ein Gefühl der Sicherung
des sozialen Status geben soll. NPD-Mitglieder sind auf der
Straße nicht als solche zu erkennen. Es handelt sich
um ganz "normale" Leute mit gewöhnlichen Berufen, wie
z.B. den 30-jährige Redakteur, den 35-jährige Arzt,
den 44-jährige Krankenpfleger und den 64-jährige
landwirtschaftliche Berater.
Wenn man die Ansichten dieser Leute hört, fühlt
man sich in die Zeit des Nationalsozialismus zurückversetzt.
So heißt es z.B.: "Jugendzentren für nationale
Deutsche müssen stärker unterstützt werden";
"jawohl, wir sind verfassungsfeindlich"; "ich bin gegen den
Zuzug von weiteren ausländischen Schmarotzern, davon
gibt es in Deutschland schon genug"; "unsere Wehrmacht hat
bis 1945 bewiesen, dass wir noch echte Kinder Odins sind";
"normal, nicht schwul". Und das sagen Leute, die aus der Geschichte
eigentlich etwas gelernt haben sollten!
von Nicola Mentzel und Kathrin Schad
Quellen:
TAZ, Spiegel, Stern, www.geschi.de
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