|
Diese Widerstandsgruppe, die der gelernte Elektriker Herbert Baum zusammen mit seinem Freund Martin Kochmann, gelernter Kaufmann, beschäftigt aber als Arbeiter, gründeten. Sie bildeten gemeinsam mit ihren beiden Frauen Sala und Marianne in Berlin die führenden Personen der Gruppe. Sie kannten sich seit der Schulzeit und waren, 1912 geboren, etwas älter als die Studenten der Weißen Rose. Die anderen Mitglieder der
Herbert-Baum-Gruppe, etwa 100 (!!) Menschen überwiegend jüdischer Herkunft,
waren erheblich jünger. Die meisten stammten aus der jüdischen Jugendbewegung.
Sehr ungewöhnlich war auch der extrem hohe Anteil von Mädchen und Frauen in
dieser Gruppe. Ihre Motivation hatte zwei Gründe: Einmal als politisch links-orientierte waren sie Gegner der Nationalisten und andererseits auch als diskriminierte und verfolgte Juden. Ein bedeutendes Merkmal der Herbert-Baum-Gruppe war das Malen von regimefeindlichen Parolen, Streuzettel und Flugschriften, die sich manchmal nur an ganz bestimmte Berufsgruppen richteten (wie zum Beispiel Ärzte). Die Gruppe selbst war Treffpunkt für kulturelle Arbeit und politische Diskussionen. Bei Versuchen, Verbindungen mit anderen Widerstandsgruppen aufzunehmen, scheiterte es meist an dem hohen jüdischen Anteil unter den Mitgliedern, wodurch die Gruppe auf sich selbst angewiesen blieb. Mit der Einführung des Judensterns im September
1941 zur öffentlichen Kennzeichnung der Juden veränderte sich für die
Herbert-Baum-Gruppe die Situation noch einmal. Zum Kampf gegen den
Nationalsozialismus kam die Notwendigkeit, sich auf ein Leben in der Illegalität
vorzubereiten, um ihre eigenen Deportationen in die Vernichtungslager zu
verhindern. Anfang 1941 hatte sich die Gruppe vergrößert, etwa zehn Jugendliche,
die als jüdische Zwangsarbeiter in den Elektromotorenwerken bei
Siemens-Schuckert eingesetzt waren, stießen zu Herbert Baum. Höhepunkt und Ende des Widerstandes der
Herbert-Baum-Gruppe war ein Brandanschlag auf die von den Nationalsozialisten
inszenierte antikommunistische Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies". Sie
war am 8. Mai 1942 am Berliner Lustgarten eröffnet worden. Zehn Tage später
versuchten Herbert Baum und seine Freunde, die Ausstellung, die rassistische,
kulturelle und politische Vorurteile zu einem primitiven Bild der Sowjetunion
zusammenfügte, in Brand zu setzen. Eine gleichzeitige Flugblattaktion, an der
auch Mitglieder anderer Widerstandsgruppen (Rote Kapelle) beteiligt waren,
sollte zusammen mit dem Brand ein Zeichen setzen, dass es Widerstand gegen den
Nationalsozialismus gab. Auf den Zetteln stand: "Ständige Ausstellung - das
NAZI-PARADIES - Krieg. Hunger. Lüge. Gestapo. Wie lange noch?" Der Brand
richtete nur geringen Schaden an und war rasch gelöscht, gegen die Täter schlug
die Gestapo wenige Tage später zu. Möglicherweise wurden Baum und andere
Beteiligte denunziert. In mehreren Prozessen wurden über zwanzig Mitglieder der
Gruppe zum Tode verurteilt. Herbert Baum kam nach schweren Folterungen in der
Haft ums Leben, wahrscheinlich durch Freitod. |
|