Die Herbert-Baum-Gruppe

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Diese Widerstandsgruppe, die der gelernte Elektriker Herbert Baum zusammen mit seinem Freund Martin Kochmann, gelernter Kaufmann, beschäftigt aber als Arbeiter, gründeten. Sie bildeten gemeinsam mit ihren beiden  Frauen Sala und Marianne in Berlin die führenden Personen der Gruppe. Sie kannten sich seit der Schulzeit und waren, 1912 geboren, etwas älter als die Studenten der Weißen Rose.

Die anderen Mitglieder der Herbert-Baum-Gruppe, etwa 100 (!!) Menschen überwiegend jüdischer Herkunft, waren erheblich jünger. Die meisten stammten aus der jüdischen Jugendbewegung. Sehr ungewöhnlich war auch der extrem hohe Anteil von Mädchen und Frauen in dieser Gruppe.

Das Ehepaar Baum und die Kochmanns hatten bis 1933 offiziell im kommunistischen Jugendverband Deutschlands gearbeitet. Durch ihre Arbeit in der Illegalität und ihr Engagement in der jüdischen Jugendbewegung näherten sie sich immer mehr den Widerstandsaktivitäten.

Ihre Motivation hatte zwei Gründe: Einmal als politisch links-orientierte waren sie Gegner der Nationalisten und andererseits auch als diskriminierte und verfolgte Juden.

Ein bedeutendes Merkmal der Herbert-Baum-Gruppe war das Malen von regimefeindlichen Parolen, Streuzettel und Flugschriften, die sich manchmal nur an ganz bestimmte Berufsgruppen richteten (wie zum Beispiel Ärzte). Die Gruppe selbst war Treffpunkt für kulturelle Arbeit und politische Diskussionen. Bei Versuchen, Verbindungen mit anderen Widerstandsgruppen aufzunehmen, scheiterte es meist an dem hohen jüdischen Anteil unter den Mitgliedern, wodurch die Gruppe auf sich selbst angewiesen blieb.

Mit der Einführung des Judensterns im September 1941 zur öffentlichen Kennzeichnung der Juden veränderte sich für die Herbert-Baum-Gruppe die Situation noch einmal. Zum Kampf gegen den Nationalsozialismus kam die Notwendigkeit, sich auf ein Leben in der Illegalität vorzubereiten, um ihre eigenen Deportationen in die Vernichtungslager zu verhindern. Anfang 1941 hatte sich die Gruppe vergrößert, etwa zehn Jugendliche, die als jüdische Zwangsarbeiter in den Elektromotorenwerken bei Siemens-Schuckert eingesetzt waren, stießen zu Herbert Baum.
 

Höhepunkt und Ende des Widerstandes der Herbert-Baum-Gruppe war ein Brandanschlag auf die von den Nationalsozialisten inszenierte antikommunistische Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies". Sie war am 8. Mai 1942 am Berliner Lustgarten eröffnet worden. Zehn Tage später versuchten Herbert Baum und seine Freunde, die Ausstellung, die rassistische, kulturelle und politische Vorurteile zu einem primitiven Bild der Sowjetunion zusammenfügte, in Brand zu setzen. Eine gleichzeitige Flugblattaktion, an der auch Mitglieder anderer Widerstandsgruppen (Rote Kapelle) beteiligt waren, sollte zusammen mit dem Brand ein Zeichen setzen, dass es Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab. Auf den Zetteln stand: "Ständige Ausstellung - das NAZI-PARADIES - Krieg. Hunger. Lüge. Gestapo. Wie lange noch?" Der Brand richtete nur geringen Schaden an und war rasch gelöscht, gegen die Täter schlug die Gestapo wenige Tage später zu. Möglicherweise wurden Baum und andere Beteiligte denunziert. In mehreren Prozessen wurden über zwanzig Mitglieder der Gruppe zum Tode verurteilt. Herbert Baum kam nach schweren Folterungen in der Haft ums Leben, wahrscheinlich durch Freitod.

Die Nationalsozialisten hielten die Widerstandsaktionen geheim, was zeigte, wie verunsichert sie dadurch waren. Zu den Wirkungen des Brandanschlags gehörte auch das Gerücht, die Nazis hätten aus Rache spontan fünfhundert Berliner Juden festgenommen und 250 sofort erschossen. Diese Nachricht verbreitete sich auch im Ausland. Damit war, auch wenn es so nicht den Tatsachen entsprach, eine Wirkung erzielt, wie von der Baum-Gruppe erhofft, die die Verbreitung der Nachricht, dass es Widerstand in Deutschland gab. Die Ermordung der 250 Juden war eine Repressalie auf das etwa zeitgleiche Attentat gegen Reinhard Heydrich, den Stellvertreter des "Reichsprotektors" in Prag gewesen.

Der Nachruhm der Gruppe Herbert Baum war gering, gemessen an der Anteilnahme, die der akademische Protest der Weißen Rose schon früher gefunden hatte. Die Motive der jungen Arbeiter in Berlin waren jedoch in dem entscheidenden Punkt dieselben wie die der Studenten in München und Hamburg: Es ging ihnen um die Überwindung eines verbrecherischen Systems, das die Welt mit Krieg überzog im Namen einer Ideologie, die Rassenhass und Herrenmenschentum zum Dogma erhob.