Mit dieser Behauptung wird versucht, die Wehrmacht als eine Armee darzustellen, die trotz aller Schwierigkeiten und erheblicher Befehlsnotstände ein tadelloses Verhalten an den Tag legte.

Außerdem war der von der Wehrmacht geführte Vernichtungs- und Eroberungskrieg die Voraussetzung für den Holocaust jenseits der deutschen Grenzen und für Hitler der geeignete Deckmantel für die geheime Operation "Endlösung der Judenfrage".

Wo immer deutsche Wehrmachtsverbände bei ihrem Krieg im Osten einmarschierten, folgten ihnen die "Einsatzgruppen", deren Ziel es nach dem Einsatzbefehl Heydrichs (2.7.1941) war, die "sicherheitspolitische Befriedung der neu zu besetzenden Gebiete [...] mit rücksichtsloser Schärfe auf umfassendstem Gebiet durchzuführen." Die Einsatzgruppen waren gegliedert in Einsatzkommandos für jedes Armeekorps. Ziel dieser Kommandos war die Erfassung und Liquidierung aller Feinde der Armee und der Deutschen, z.B. kommunistische Funktionäre, sonstige "radikale Elemente" und vor allem Juden. Die Einsatzkommandos operierten sofort hinter der Front und zwar sehr "erfolgreich": Bis zum Frühjahr 1943 hatten die Einsatzgruppen (teilweise mit Unterstützung der Wehrmacht, der Polizei und regionaler faschistischer Einheiten) 1,25 Millionen Juden und Hunderttausende Sowjets ermordet, das heißt für gewöhnlich erschossen. Die Einsatzkommandos waren "fachlich" dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), der Organisationszentrale des Holocaust unterstellt, organisatorisch den einzelnen Heeresverbänden. Die Zusammenarbeit mit dem Heer wurde von den Einsatzgruppen immer wieder gelobt. Für viele Militärs war es einfach eine "Frage des Selbstschutzes" gegen die "unverbesserliche jüdisch-bolschewistische Gemeinde" vorzugehen. So war die Wehrmacht immer wieder bedenkenlos bereit, Juden an die Einsatzgruppen auszuhändigen, selbst Einsatzgruppen anzufordern oder sich an den Morden aktiv zu beteiligen. Die Berichte der Einsatzgruppen sind noch sehr detailliert erhalten. Belegt sind etwa 900.000 meist durch Erschießen Ermordete.

Deswegen kann kein Zweifel daran bestehen, dass große Teile der Wehrmacht über die Ermordung der europäischen Juden zumindest informiert waren, wenn sie nicht sogar aktiv daran beteiligt gewesen sind. Die Wehrmacht stellte Transportmöglichkeiten zur Verfügung, ließ Menschenversuche durchführen, verschickte Kriegsgefangene in KZs und führte selbst Massenerschießungen durch.

Dass die Wehrmacht auch in eigener Regie am Holocaust teilnahm, lässt sich ebenfalls vielfach dokumentieren.

Ein deutscher Soldat berichtet seinen Eltern voller Stolz über seine Mordaktionen gegen Juden, da die angeblich deutsche Soldaten getötet hätten (Auszüge):

"Tarnopol 6.7.1941

Liebste Eltern!

[...] Jetzt müssen die Juden die Toten aus dem Keller herauftragen, schön hinlegen und dann werden ihnen die Schandtaten gezeigt. Hierauf werden sie nach Besichtigung der Opfer erschlagen mit Knüppeln und Spaten. Bis jetzt haben wir zirka 1.000 Juden ins Jenseits befördert, aber das ist viel zu wenig für das, was die gemacht haben. [...]

Viele Grüße Euer Sohn Franzel."

Es darf auch nicht verschwiegen werden, dass die Wehrmacht zumindest indirekt für viele medizinische Versuche, die in KZs stattfanden, als Auftraggeber fungierte. Hierzu gehören auch die grauenvollen Unterkühlungs- und Hochdruckexperimente des Dr. Rascher.

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