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Gibt es heute in der Welt noch Konzentrationslager?



Konzentrationslager gibt es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts; immer dienten sie dazu, politische Gegner zu unterdrücken. Die Bezeichnung geht auf das spanische reconcentrados 'Zurückgehaltene' zurück, womit die Revolutionäre gemeint waren, die im kubanischen Unabhängigkeitskrieg von der Kolonialmacht inhaftiert wurden. Das deutsche Wort Konzentrationslager ist eine Lehnübersetzung des englischen concentration camp. In solchen Camps hielt die britische Kolonialmacht während des Burenkriegs die Zivilbevölkerung gewaltsam fest. Während des Ersten Weltkriegs wurden Internierungslager für ausländische Zivilisten Konzentrationslager genannt. Das Hitlerregime richtete gleich nach der Machtergreifung neue Konzentrationslager ein und begann in immer größerem Ausmaß, Gegner des NS-Staates zu internieren. Die Abkürzung KZ setzte sich gegenüber dem zunächst offiziellen Kürzel KL durch, vermutlich wegen des schärferen Klangs. Vorgeblich sollte der "Aufenthalt" im KZ "die Häftlinge in ihrer politischen Haltung korrigieren und sie dem Nationalsozialismus näher bringen", so ein Zeitgenosse. Tatsächlich handelte es sich um Arbeitslager, in denen die Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen für die NS-Rüstungsindustrie arbeiteten, sadistisch misshandelt wurden und oft an Hunger oder Seuchen starben. Mit der Entscheidung des nationalsozialistischen Terrorregimes, die europäischen Juden zu ermorden, wurden die Konzentrationslager zu industriell betriebenen Massenvernichtungslagern und zum Symbol für einen Völkermord ungeheuren Ausmaßes. Die Unvergleichbarkeit der Naziverbrechen macht es schwer, das Wort in anderen Zusammenhängen zu verwenden, z. B. zur Bezeichnung von Lagern, in denen während der Balkankriege der 90er Jahre systematisch Zivilisten ermordet wurden.1
Ferner bestand die Möglichkeit. Menschen als Forschungsobjekt für medizinische Experimente zu missbrauchen. Zudem konnten öffentliche Maßregelungen stattfinden, welche zur Abschreckung anderer Häftlinge dienten. Oftmals herrschte Entpersonalisierung und Rechtlosigkeit der Gefangenen. Häufig lag das Konzentrationslager einsam, jedoch in der Umgebung einer größeren Stadt.

Sicherlich vereinen Gefängnisse, die heute den Ruf eines Konzentrationslagers haben, nicht alle oben aufgeführten Kennzeichen und Merkmale unter sich. In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern herrschte ein solcher Terror und ein unvergleichliches Grauen, wie es bis heute einzigartig in der Weltgeschichte ist. Zudem sind diese Lager oder Gefängnisse oftmals nicht als Konzentrationslager sondern als Internierungslager zu bezeichnen. Die Bezeichnung von Gefängnissen als Konzentrationslager ist mit Vorsicht zu genießen.

Dennoch werden die tadschikischen Gefängnisse aufgrund verschiedener Indizien von Amnesty International als Konzentrationslager bezeichnet. Allgegenwärtig sind extreme Unterernährung der Gefangenen, sowie ansteckende Krankheiten. Es fehlen sanitäre Anlagen und die Gefangenen werden auf brutale, unmenschliche und erniedrigende Weise behandelt. Folter, Schläge und Verhöhnung gehören zum Alltag. Inhaftierte berichten von Schlägen in die Nierengegend und Vergewaltigungen. Es heißt außerdem, dass die Wachen der Miliz Adressen von Freunden der Häftlinge erfragen, um diese zu verhaften und anschließend zu missbrauchen. Zudem werden Andersdenkende Opfer konstruierter Anklagen oder liquidiert.

In georgischen Gefängnissen und Zuchthäusern sind ähnliche Verhältnisse zu beobachten. Folgen der Haft sind schwere Krankheiten im Endstadium, wie zum Beispiel Diabetes und Tuberkulose. Die Gefängnisleitung verweigerte medizinische Versorgung und Hilfe. Die Haftbedingungen sind grausam, wie zum Beispiel bei einem Gefangenen, der an Tuberkulose litt und in einer eiskalten, stickigen und sauerstoffarmen Zelle leben musste. Es wurde ihm verboten, die Öffnung der kleinen Klappe in der Zellentür zu öffnen, die ihm wenigstens eine minimale Luftzufuhr ermöglicht hätte. Auch in Georgien gehört Folter zur Tagesordnung, es werden Maßnahmen, wie zum Beispiel Erstickungsfolter, Überbrühen mit kochendem Wasser und Hochhängen an den Beinen mit anschließenden Schlägen. Folgen dieser Folter und geringen Versorgung sind unter Anderem Abmagerung, Bewegungsunfähigkeit, Erblinden und psychische Krankheiten.

In der ehemaligen DDR wurden Internierungslager von der Stasi vorbereitet. Schlösser und Ferienlager wurden hierfür umgebaut, sie erinnerten bereits vorher an Gefängnisse der schäbigen Art. Es existierten bereits Namenslisten vorgesehener Insassen sowie ausgefüllte Haftbefehle, denen nur noch Datum und Unterschrift fehlten. Die DDR ist nicht mehr zur Anwendung dieses Konzepts gekommen.

Laut eines 1999 in „der Welt“ erschienenen Artikels, haben Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping und Bundesaußenminister Joschka Fischer „starke Hinweise auf die Existenz von Konzentrationslagern“ im Kosovo gehabt. Dort sollen Männer im Alter von 16-60 Jahren wie Vieh gehalten worden sein, wenn sie nicht gleich erschossen worden sind. Entsprechend seien die Serben bereits in Bosnien vorgegangen.

Während des Tschetschenienkonflikts gab es in Tschetschenien mehrere Lager der Russen, in denen Tschetschenen beziehungsweise Inguschen geschlagen, misshandelt und gefoltert wurden. Dies wurde auch durch offizielle russische Angaben bestätigt. Nach Informationen von Amnesty International befinde sich ein Großteil der Häftlinge ohne Anklage in diesen Lagern, die es heute jedoch nicht mehr gebe.

In Korea existieren ebenfalls Lager, in denen Folterungen und Züchtigungen stattfinden. Dort benutzt man dazu Wasser und Strom. Darüber hinaus erleiden die Gefangenen Schläge und Schlafentzug. In den Haftanstalten arbeiten die Häftlinge von morgens 5.30 Uhr bis Mitternacht. Sie stellen Pantoffeln, Revolvertaschen, Handtaschen, Gürtel, Zünder für Sprengkörper und künstliche Blumen her. Schwangere Inhaftierte werden zu brutalen Abtreibungen genötigt. Kommt trotzdem ein Kind zur Welt, wird es erwürgt oder erdrosselt. Die Haftbedingungen sind auch hier äußerst hart. Bei einzelnen Gefangenen besteht das Risiko, dass sich Geschwüre und Geschwülste bilden. Hunger ist ein systematisches Mittel um Häftlinge zu quälen. Teilweise fangen und essen Häftlinge Frösche, Ratten und Regenwürmer. Das verabreichte Essen wird ungenießbar gemacht. Inhaftierte erkranken daraufhin an Durchfall, Hauterkrankungen, Lungenentzündung, Hepatitis und Skorbut. Die koreanischen Lager und Gefängnisse sind in verschiedene Unterdrückungseinrichtungen teilbar. Hierbei stechen besonders die „Gebiete unter besonderer diktatorischer Gewalt“ hervor. Diese Gebiete liegen meist in Nordkorea, in Bergregionen, die schwer zugänglich sind. Die Lager sind häufig wiederum unterteilt in eine „Abteilung für Revolutionarisierung“ und einen „Hochsicherheitsbereich“. Aus der Revolutionarisierungsabteilung besteht die Möglichkeit wieder in die Welt zurückkehren zu können. Diese Option gibt es im Hochsicherheitsbereich nicht. Diese Lager kennzeichnen sich durch hohen Stacheldraht, Schäferhunde, bewaffnete Wächter und Mienenfelder. Die Nahrungsmittelversorgung ist völlig unzureichend und die Arbeit fordert viel von den Häftlingen (zwölf Stunden täglich Einsatz im Bergwerk, im Steinbruch, beim Ausheben von Bewässerungskanälen, bei Holzfällarbeiten, dazu kommen zwei Stunden „politische Erziehung“). Dazu kommt der kontinuierliche physische Verfall der Inhaftierten und zu erfüllende Sondereinsätze (Ausheben von Tunneln, Arbeit in Nuklearanlagen, Verwendung als lebendige Zielscheibe für Schießübungen). Auch Folter und sexuelle Quälereien sind allgegenwärtig. Kinder erhalten eine besondere Behandlung, sie gehen morgens in die Schule und arbeiten nachmittags (Unkrautjäten, Steine aufsammeln). Im Lager sind Häftlingen jegliche sexuelle Beziehungen formell untersagt. Ein ehemaliger Häftling berichtet, dass im Kerker eines Gefängnisses sich ein Teil der Inhaftierten ein großes Holzstück zwischen die nach hinten gefesselten Beine und das Gesäß stecken musste, dann mussten sie sich hinknien. Das Holzstück hemmt die Blutzirkulation, was bleibende Schäden verursacht, und selbst wenn man sie freiließe, könnten sie nicht mehr laufen und würden innerhalb von Monaten sterben. Mittlerweile finden Hinrichtungen nicht mehr öffentlich statt.

In China lässt die Behandlung Strafgefangener unvermindert eine Beachtung menschenrechtlicher Mindeststandards vermissen. Folterungen und die Verweigerung medizinischer Versorgung sind in chinesischen Gefängnissen häufig zu bemerken.

Ein weiteres zweifelhaftes Gefängnis ist der US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba mit Camp X-Ray. Dort werden mehr als 600 Menschen festgehalten, die die USA zur Bekämpfung des Terrors gefangen genommen haben. Sie sind ohne Anklage inhaftiert. Sie haben dort keinen Kontakt zu Anwälten und Angehörigen. Ungesetzliche Kombattanten, so lautet ihre Bezeichnung, sie ist jedoch umstritten. Gefangene berichten von Verstößen gegen die Menschenwürde. Wärter hätten ihnen Pfeffer ins Gesicht gesprüht, sie festgebunden und angegriffen, ihnen Finger in die Augen gestoßen und sie gezwungen, ihren Kopf in die Toilette zu stecken und zu spülen. Auf in der Welt veröffentlichten Fotos ist zu sehen, wie Gefangene in roten Schutzanzügen mit Atemmaske, Ohrschutz, Handschuhen und gefesselten Händen in knieender Position auf der Erde kauerten. Dies sei Teil von Verhören, die jede psychische Normalität brechen sollen. Einem Bericht zufolge seien Gefangene wiederholt geschlagen, getreten und durch gleißendes Licht und ohrenbetäubende Musik am Schlafen gehindert worden. Zudem seien sie im Analbereich auf schmerzhafte Weise untersucht und nackt fotografiert worden. Ein Teil der Gefangenen sei sexuell belästigt worden. Jedoch klagen nicht alle ehemaligen Inhaftierten über Misshandlungen, daher ist nicht sicher, in wie weit die Anklagen der Wirklichkeit entsprechen.

Ähnliche Szenen im Gefängnis Abu Ghreib in Bagdad. Amerikanische Soldaten haben hier irakische Gefangene erniedrigt und möglicherweise ermordet. Im selben Gefängnis folterte zuvor bereits Saddam Hussein Iraker. Fotos zeigen Akte brutaler Gewalt und sexueller Erniedrigung. Inhaftierte wurden zu Oralsex gezwungen, mit Besenstielen anal vergewaltigt. Es gibt Bilder von einem Gefangenen, der, eine Leine um den Hals, seinen Kopf bis zur Bewusstlosigkeit vor die Zellenwand schmettern musste.

Noch immer sind in der Welt zahlreiche Folterskandale die Regel. Ob man die oben genannten Gefängnisse und Lager als Konzentrationslager bezeichnen kann, bleibt fraglich.Sicher ist,dass in vielen Staaten der Welt die fundamentalsten Menschenrechte immer noch nicht durchgesetzt sind.

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  © 2004 · Nils Giesen · Emailemail senden