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Unser Straßburg Seminar oder Wir lernen Europa kennen



Am Montag, den 01.03.2004 war es soweit, unsere Fahrt nach Straßburg startete. Warum Straßburg? Ganz einfach, hier sind die Hauptsitze vom Europarat und dem Europäischen Parlament, man könnte auch sagen: Europas Kern. Um 8.30 Uhr kam dann der Bus, in dem die niederländischen Mitreisenden aus Venlo schon eine Weile saßen, und wir konnten unsere "Europa-Erkundungstour" beginnen. Mit gemischten Gefühlen bestiegen wir den Bus, jeder hatte Fragen im Kopf wie "Wie sind denn die Niederländer so?", "Werde ich mit dieser Kultur klarkommen?" oder einfach "War es die richtige Entscheidung, mitzufahren?". Im Bus war eine klare Grenze zwischen den Niederländern und uns Deutschen zu erkennen: Sie hinten, wir vorne! Schade eigentlich, aber man musste sich ja auch erst kennen lernen.

In Straßburg angekommen stürzten wir uns erst mal alle auf's Essen. Da merkte man dann auch schon die erste Gemeinsamkeit zwischen "uns" und den "anderen": Wirklich ansprechend wirkte das Buffet auf uns alle nicht... In Straßburg angekommen stürzten wir uns erst mal alle auf's Essen. Da merkte man dann auch schon die erste Gemeinsamkeit zwischen "uns" und den "anderen": Wirklich ansprechend wirkte das Buffet auf uns alle nicht... Nach dem Mittagessen besichtigten wir dann unter fachkundiger Führung Straßburg. Und wieder eine Gemeinsamkeit: Wir alle froren und die rechte Motivation wollte auch nicht aufkommen. Vielleicht sind wir ja gar nicht so verschieden? Rückblickend war die Führung aber doch recht interessant. Wir lernten, wie die Brezeln erfunden wurden, warum die Kirchenmesse heutzutage nur noch eine Stunde dauert und sahen auch viele schöne, alte Gebäude. Und trotzdem waren wir (nun sind "wir" schon die Deutschen UND die Niederländer) froh, nach der Führung wieder im Ciarus, unserem Hotel, zu sein. Hierbei handelt es sich um ein Jugendhotel. Folglich waren nicht nur wir Deutschen und Niederländer hier zu Gast, sondern wir lernten auch Leute aus anderen Nationen wie zum Beispiel aus Schottland kennen. Die Schotten führten an ihrem Abschlussabend auch ganz witzig anzusehende Tänze vor, wobei der Ein oder Andere von uns ebenfalls zum Mitmachen verführt wurde...
Beim ersten Abendessen sah man dann auch schon vereinzelte "gemischte" Tische. Man erzählte, lachte und merkte: "Wir sind auch alle nur Jugendliche, die mehr über ihren Kontinent erfahren wollen!" So kam es auch, dass unsere Lehrer in manchen Zimmern zur Nachtruhe dann "aussortieren" mussten, denn unsere Zimmer waren trotz allem nach "deutsch" und "niederländisch" getrennt.

Am nächsten Tag besuchten wir am Vormittag den Eurocorps, quasi das europäische Militär. Auch dies brachten wir halbwegs interessiert hinter uns, jedoch blieb bei vielen die Frage: "Was bringt uns der Krieg?" Diese Frage verstärkte sich, als wir am Nachmittag das Konzentrationslager Natzwiler - Strudthof besuchten. Wir kamen mit schlimmen Vorstellungen über diese Zeit an und fuhren mit grausamen zurück. Wahrscheinlich war das wohl das eindrucksvollste Erlebnis, das viele bis hierhin erlebt hatten. Zu sehen, wie Menschen andere Menschen vernichten, sie zu ihren Zwecken nutzen und verachten, hat uns alle schockiert. Schließlich ist kein Mensch mehr wert als ein anderer, aber diese Meinung schien man damals nicht zu teilen. Am Abend sprachen wir in der ganzen Gruppe über unsere Eindrücke. Im Vordergrund stand hierbei die Frage: "Könnte es zu einem dritten Weltkrieg kommen?". Unser Ergebnis: Nein, aber Europa muss lernen, zusammen zu arbeiten. Auch wurden die Niederländer gefragt, wie es für sie ist, mit Deutschen zu verreisen, sich mit Deutschen blicken zu lassen. Der Grund für diese Fragen war einfach: Am Mittag wurde eine kleinere Gruppe von uns Deutschen als "Nazischweine" beschimpft. Die Antwort der Niederländer war verblüffend: Niemand hatte ein Problem damit, Deutsche um sich zu haben. Wahrscheinlich haben die Menschen seit der Hitlerzeit doch dazugelernt!



Am Mittwoch machten wir eine Fahrt durchs Elsass. Wir bewunderten die Kulturlandschaft im Allgemeinen, und die Hochkönigsburg im Besonderen. Auch besichtigten wir Colmar, wo wir eine typisch französische Spezialität zum Mittag serviert bekamen: „Coq au vin“ (Huhn in Weinsoße). Wirklich gegessen haben dies allerdings wenige... (Grüße an den netten Kellner, der uns nicht rausgeworfen hat...) Dies war ein sehr gelungener Tag, denn man merkte, wie wir uns als Gruppe fühlten und nicht als zwei Nationen.

Am nächsten Tag machten wir zwei sehr wichtige Besuche. Als Erstes fuhren wir zum Europäischen Parlament. Dieser Besuch war wichtig für uns, weil das Europäische Parlament wichtig für Europa ist! Was recht interessant war: Hier sitzen die Abgeordneten zwar nach Parteien sortiert, doch innerhalb dieser nicht nach Ländern, sondern nach alphabetischer Namenfolge geordnet. Die Erklärung ist einfach: Das politische Interesse Europas steht im Vordergrund, nicht das des jeweiligen Landes! Als Zweites besuchten wir den Europarat. Er hat 44 Mitgliedsstaaten, darunter alle Staaten der EU. Im Europarat werden alle Aspekte der europäischen Gesellschaft mit Ausnahme des Militärs bearbeitet.



Es folgte unser letzter Abend mit der ganzen Gruppe. Fast alle trafen sich im Gemeinschaftsraum den Ciarus zum Crepes-Backen. Natürlich hatten wir hierbei alle unseren Spaß, denn keiner kam so recht mit den dünnen Pfannkuchen klar...

Am nächsten Freitag fuhren wir nach Hause. Die Grenze zwischen Deutschen und Niederländern war aufgehoben. Wir unterhielten uns alle zwar auf deutsch, doch hatten auch wir einige niederländische Ausdrücke gelernt, die wir dann "zuhause" zum Besten gaben.

Der Abschied fiel nicht wirklich schwer, wir gingen schließlich mit der Gewissheit, dass es nur ein Abschied auf Zeit war, das nächste Treffen (wohl in Venlo) war ja schon in Planung. Der Abschied fiel nicht wirklich schwer, wir gingen schließlich mit der Gewissheit, dass es nur ein Abschied auf Zeit war, das nächste Treffen (wohl in Venlo) war ja schon in Planung.
Ein Fazit aus dieser Fahrt ist wohl, dass es sich wirklich gelohnt hat, mitzumachen! Wir haben gelernt, dass Europa eins ist und wir nicht zwischen "deutsch", "niederländisch", "englisch", "kroatisch" oder "spanisch" unterscheiden sollten! Wir sind alle Menschen mit etwa den gleichen Interessen, Ansichten und der gleichen Vergangenheit und Zukunft. Wir müssen uns nur immer vor Augen halten: "Wir alle sind Europäer!"

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  © 2004 · Nils Giesen · Emailemail senden