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Timo Anand- ein Aussteiger der Neonazi- Szene

2. Straftaten

Mit 14 hatte er sich vor der Schule mit einem Punk geschlagen. Timo hatte ihn aber nicht verletzt, denn er war bei dem Versuch, dies zu tun, hingefallen. Er bekam trotzdem seine erste Anzeige wegen Körperverletzung. Timos Freundeskreis war begeistert. Sie feierten ihn förmlich. Seine Eltern jedoch waren alles andere als stolz auf ihren Sohn. Sie begannen zu realisieren, dass die vermeintlich vorübergehende Phase doch nicht vorüberging. Er hatte nun auch richtig Zoff mit seinen Eltern. Doch seine Freunde standen hinter ihm.

Gestärkt durch seine Truppe traute er sich immer mehr. Er brachte NPD- Aufkleber an Toilettentüren, Außenwänden der Schule und am Lehrerzimmer an. Er und eine Gruppe anderer Schüler fielen immer mehr auf. Mit einer Aktion ging er dann noch weiter. Timo ließ während des Unterrichts einen Zettel mit einem volksverhetzenden Spruch durch die Klasse gehen. Dieser geriet an eine Lehrkraft, die dies dem Rektor berichtete.

Timo Anand anlässlich der NPD-Demonstration 2000

Daraufhin flog er von der Schule und kam zur Realschule Maschstraße. Wegen dieser volksverhetzenden Äußerung stand er erneut vor Gericht.


Timo Anand bei der NPD-Demonstration 2000 in Braunschweig

Die Treffen der Neonazis fanden fast täglich in der Frankfurter Straße statt. Timo war auch bei mehreren Konflikten und Demos dabei. Da er viel las, konnte er auch gut reden. Er hatte somit als 16-Jähriger das Sagen, denn alle respektierten ihn auf Grund seines Wissens und seiner Fähigkeit, sich gut ausdrücken zu können.

Als er in im Bus von einem älteren Neonazi angesprochen wurde, ob er nicht auch einmal zu einem Treffen zum Madamenweg kommen wollte, begann der Abstieg in die rechte Szene. Die Gruppe fand ihn super. Auch in dieser Gruppe hatte er bald das Sagen.

Die Linken sah er als Staatsfeinde an. Außerdem glaubte er, dass die Juden die Welt regierten. Auch das Denken, dass es Herren- und Untermenschen gäbe, hatte er bald verinnerlicht.

Dieses Bild entstand anlässlich der NPD- Demonstration, die am 4.3.2000 in Braunschweig stattfand. Auch Timo war Teilnehmer beim NPD- Aufmarsch. Nach eigenem Bekunden war er jedoch nicht Mitglied der Partei.

Von seiner neuen Klasse in der RS Maschstraße wurde Timo Anand als Mensch gemocht und akzeptiert. Er verstand sich auch gut mit Mitschülern, die eher links gerichtet waren. Nur mit einer Schülerin hatte er einmal eine kleine Auseinandersetzung.

Als der Überlebende des Holocaust Max Mannheimer im Juni 2000 einen Vortrag in der Realschule Maschstraße über den Nationalsozialismus und seine Zeit in Auschwitz hielt, saß Timo in der ersten Reihe und versuchte die ganze Zeit, direkten Blickkontakt zu halten, doch Max Mannheimer wich ihm aus. Timo denkt heute, er hätte Angst vor ihm gehabt, da er vor ihm mit Fred- Perry- Pullover und Glatze saß.


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